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Martin Wieland

Zurück zur Liste Hinzugefügt am 09.08.2023

Die neue Prüderie


Die Aktfotografie erlebt derzeit eine Krise. Soziale Medien, allen voran Instagram und Facebook, verbieten immer restriktiver das Zeigen von Nacktheit und auch der weibliche Körper wird zunehmend tabuisiert. Die neue Prüderie ist im Vormarsch und lässt Aktfotografen und Aktkünstler ratlos zurück.

Dabei geht es nicht nur um die bloße Darstellung von Nacktheit, sondern auch um die Kunstform der Aktfotografie. Diese wird zunehmend in die gleiche Schublade gesteckt wie  Pornografie. Dabei gibt es einen klaren und haushohen Unterschied zwischen Akt- und Erotikfotografie, der auf den sozialen Medien jedoch  nicht anerkannt wird.

Die Ursachen sind vielfältig. Ein Faktor mag sicherlich die #metoo-Bewegung sein, die Missstände in der Filmindustrie aufgedeckt hat ( durchaus zu recht ). Jedoch hat der Machtmissbrauch von Einzelnen in keiner Weise etwas mit der Aktfotografie als Kunstform zu tun. Es gibt zahlreiche Künstler, die sich der Aktfotografie verschrieben haben und diese ästhetisch anspruchsvoll und respektvoll darstellen. In dieser Form der Kunst gibt es keinen Missbrauch von Personen, die von anderen abhängig sind. Im besten Fall - so wie bei mir - werden die Models als gleichberechtigte Partnerinnen angesehen, die mit mir einzigartige Fotos erstellen.

Die sozialen Medien mit ihren undurchsichtigen Regeln und teilweise nicht nachvollziehbaren Sanktionen tragen ebenfalls maßgeblich dazu bei. Sie verbieten nicht nur offensichtlich anzügliche Inhalte, sondern auch anspruchsvolle Aktfotografie. Dies erweckt den Eindruck, als ob man den weiblichen Körper mit einem Keuschheitsgürtel umgeben und Nacktheit vollständig aus dem öffentlichen Raum verbannen wolle. Es ist bemerkenswert, dass diese Einschränkungen oft von amerikanischen Unternehmen eingeführt werden, die über fortschrittliche Technologien wie Gesichtserkennung und präzises Nutzerverhalten-Tracking verfügen, aber nicht in der Lage zu sein scheinen, einen effektiven Altersnachweis einzuführen, damit die Nutzer selbst entscheiden können, ob sie Aktfotos sehen möchten oder nicht.

Es kann als fragwürdig angesehen werden, dass die USA als Heimat der größten Pornoindustrie der Welt gilt, aber gleichzeitig Nippel und andere Formen der Nacktheit auf sozialen Medien als unangemessen und unzulässig betrachtet. Diese scheinbare Doppelmoral kann zu Recht als bigott empfunden werden.

Mir als Aktfotograf stehen derzeit nur begrenzte Möglichkeiten zur Verfügung, um meine Werke einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Während zensierte Bilder auf sozialen Medien noch geduldet werden, entscheiden diese Plattformen letztendlich nach eigenem Ermessen, was als regelkonform gilt und was nicht. Aus diesem Grund setze ich seit einiger Zeit wieder auf meine Webseite oder auf Patreon. Leute, denen meine Arbeit gefällt, können mir auf Patreon folgen und sehen dort die neuesten Arbeiten von mir ohne Zensur.

Artmajeur

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